Autor:innen:
A. Gaußmann (Frankfurt am Main, DE)
P. Tiarks-Jungk (Frankfurt am Main, DE)
A. Valenteijn (Frankfurt am Main, DE)
G. Pohl (Frankfurt am Main, DE)
P. Tinnemann (Frankfurt am Main, DE)
C. Lengsfeld (Frankfurt am Main, DE)
Abstract BVÖGD 2021 Einrichtung einer gynäkologisch geburtshilflichen Sprechstunde in einem Großstadtgesundheitsamt: humanitäre Bedarfe, Patient:innen und Herausforderungen
Autoren: Gaußmann, Anke; Dr. Tiarks-Jungk, Petra; Dr Valenteijn, Antje; Pohl, Gordon; Dr Tinnemann, Peter
Einleitung:
In Frankfurt am Main leben schätzungsweise mehrere zehntausend Menschen in der aufenthaltsrechtlichen Illegalität und/oder ohne Krankenversicherung und haben somit keinen Zugang zum Krankenversorgungssystem (1). Das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main bietet seit 2002 sogenannte humanitäre Sprechstunden zur medizinischen Versorgung dieser Menschen an. Seit November 2018 werden diese durch eine ambulante gynäkologische und geburtshilfliche Sprechstunde mit fachärztlicher Versorgung ergänzt.
Material und Methoden:
Auf der Basis sozialmedizinscher Routinedaten, inkl. Herkunft, Sprache, Krankenversicherungsstatus, Diagnosen sowie Finanzierung der stationären Behandlung der Patientinnen der gynäkologisch- geburtshilflichen Sprechstunde wird das Kollektiv analysiert und deskriptiv beschrieben.
Fragestellung:
Welche Patientinnen werden durch das Gesundheitsamt Frankfurt im Rahmen der gynäkologisch-geburtshilflichen humanitären Sprechstunde medizinische versorgt und welche humanitären Bedarfe können daraus abgeleitet werden?
Ergebnis
In der gynäkologischen humanitären Sprechstunde wurden 2019 271 Patientinnen versorgt. Seit November 2018 wurden in 24 Monaten 165 Schwangerschaften betreut. Alle Patientinnen hatten keine Krankenversicherung. Drei (1,8%) Patientinnen kamen aus Deutschland, 72(43,4) aus der EU, und 90(54,5) aus Drittstaaten. Die häufigsten Herkunftsländer waren Rumänien und Ghana, insgesamt kamen die Patientinnen aus 40 Ländern.
Schlussfolgerung
Während sich Deutschland und Europa für die gesundheitliche Versorgung aller Menschen auch ohne Krankenversicherungen ausgesprochen hat, können wir mit der medizinischen Versorgung des Gesundheitsamtes eine umfangreiche Versorgungslücke dokumentieren. Auf der Basis der medizinisch-humanitären Betreuung, insbesondere der gynäkologisch-geburtshilfliche Versorgung, konnten wir die Notwendigkeit dieser, machbaren und sinnvollen, Versorgung in einem Großstadtgesundheitsamt aufzeigen.
Dabei waren die größten Herausforderungen die sozialmedizinische Betreuung, Betreuungssprache, sowie Verzahnung zur stationären Versorgung und Finanzierung der stationären Versorgung.