14:45 Uhr
Von der Corona-Pandemie zur Adipositas-Pandemie: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung der Region Hannover
S. Bantel (Hannover, DE)
A. Wünsch (Hannover, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
S. Bantel (Hannover, DE)
A. Wünsch (Hannover, DE)
Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass die COVID-19-Pandemie und die einhergehenden Kontaktbeschränkungen negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat. Das Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin im Fachbereich Jugend der Region Hannover hat den gesetzlichen Auftrag in allen 21 Städten und Gemeinden der Region Hannover die Schuleingangsuntersuchungen durchzuführen. Durch diese jährliche Vollerhebung zum Gesundheits- und Entwicklungsstand einer ganzen Alterskohorte können erforderliche Handlungsbedarfe erkannt und entsprechende Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.
Die Daten des Einschulungsjahrgangs 2021/22 (n= 11.326) werden mit dem Jahrgang vor der Corona-Pandemie (n=10.925) verglichen. Anhand multivariater Analysen werden mögliche Zusammenhänge bestimmter Faktoren mit der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas errechnet. Die Auswertungen zeigen eine signifikante Zunahme von Übergewicht und Adipositas von 10,4% auf 14,4%. Neben einem geringen elterlichen Haushaltbildungsindex bzw. Bildungsgrad (OR 2,4; 95%-KI 2,0-2,8) ist ein hoher Medienkonsum von täglichen mehr als zwei Stunden (OR 2,1; 95%-KI 1,6-2,9) mit Übergewicht und Adipositas assoziiert. Weitere Analysen zeigen, dass insbesondere bei übergewichtigen Kindern der Medienkonsum seit der Corona-Pandemie zugenommen hat (von 7,9% auf 11,7%). Ferner wird deutlich, dass in allen Bildungsschichten der Anteil der Kinder mit Übergewicht und Adipositas angestiegen ist, jedoch insbesondere bei Kindern aus Familien mit geringem Haushaltbildungsindex (von 15,4% auf 22,2%). Zudem haben Kinder aus alleinerziehenden Haushalten ein erhöhtes Risiko Übergewicht zu entwickeln (OR 1,3; 95%-KI 1,2- 1,5).
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass von der Pandemie vor allem sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien betroffen sind und damit soziale Ungleichheiten verstärkt wurden. Dies unterstreicht die sozialkompensatorische Bedeutung der Schuleingangsuntersuchung. Als erforderliche Maßnahme, der pandemiebedingten Entwicklung entgegenzusteuern, hat das Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin 2022 ein Adipositasprojekt im Setting Schule und Kita mit den Bausteinen der Ernährungsberatung und Bewegungsförderung initiiert. Der interdisziplinäre Aufbau des Projektes und dessen Vernetzung mit den einzelnen Angeboten des Fachbereichs Jugend und der Frühen Hilfen werden aufgezeigt.
Präsentation herunterladen
15:25 Uhr
Schulgesundheitsfachkräfte – Benefit für die Schulgesundheit in Pandemiezeiten am Beispiel des Modellprojekts in Brandenburg
G. Ellsäßer (Potsdam, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
G. Ellsäßer (Potsdam, DE)
G. Braksch (Potsdam, DE)
Hintergrund: Seit 2017 sind inzwischen 18 Schulgesundheitsfachkräfte an 27 Brandenburger öffentlichen Schulen im Rahmen eines Modellprojektes unter der Projektleitung der AWO Bezirksverband Potsdam e.V. tätig . Der Schwerpunkt der Tätigkeiten liegt einerseits auf der medizinisch-pflegerischen Versorgung von Schüler*innen (SUS) und der Beratung vor Ort, andererseits auf Gesundheitsförderung und Prävention mit einem breiten Netz von schulinternen als auch schulexternen Kooperationspartner*innen. Aus der Projektphase IV (2019-2021) liegen umfängliche Evaluationsergebnisse zur Wirksamkeit der SGFK bezogen auf die Gesundheit der SUS und Verbesserung ihrer Bildungschancen vor. Auf Grund der Covid-19 Pandemie, die 2020 voll in diese Phase fiel, wurde von den Evaluatoren mit bewertet, ob und welchen Benefit SGFK auch in Pandemiezeiten haben.
Methodik: Zusammenfassung der Erkenntnisse aus vier publizierten Evaluationsberichten und Bericht einer SGFK.
Ergebnisse: Die Covid-19 Pandemie mit ihren Herausforderungen im gesamtgesellschaftlichen Kontext hat den Nutzen der Schulgesundheitsfachkräfte bei der Bewältigung der Krise im schulischen Lebensraum deutlich gezeigt. Schulgesundheitsfachkräfte bringen sich bei der Planung (wie Hygienepläne, Laufwege, Desinfektionsmittelstationen) und der Umsetzung von Hygienemaßnahmen (korrektes Händewaschen, Hygieneboxen, Covid-19 Testung von Kindern, die diese vergessen haben) direkt vor Ort ein und tragen so erheblich zur Erleichterung des Schulalltags der SUS und Lehrkräfte bei. Sie kooperieren eng mit den Gesundheitsämtern/KJGD (z.T. während des Lockdowns im Infektionsschutz tätig). Sie unterstützen durch spezifische Aufklärung und Beratung das schulinterne System. Nach Wiedereröffnung der Schulen sind sie vertrauensvolle Ansprechpartner* für die Sorgen der SUS. Sie kümmern sich insbesondere um SUS mit besonderen gesundheitlichen Bedarfen, die häufig über psychosomatische Beschwerden erkennbar sind und vermitteln diese ggf. in das medizinische und psychosoziale Versorgungssystem.
Schlussfolgerung: SGFK unterstützen die Schulen maßgeblich zu Pandemiezeiten im Hygienemanagement. Sie können flexibel auf Änderungen von Maßnahmen durch ihre Präsenz vor Ort reagieren. Für SUS sind sie wichtige vertrauensvolle Ansprechpartner*innen. Durch die enge Kooperation mit dem KGD und ihre gute kommunale Vernetzung können sie in das medizinische Versorgungssystem effektiv vermitteln.
Präsentation herunterladen