Autor:innen:
Dipl.-Psych. Christina Bogdanski | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
Seyedeh Ghazal Makki | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
PD Dr. Andrea Hermann | Justus-Liebig-Universität Gießen
Dr. Ricarda Nater-Mewes | Universität Wien | Austria
Angelika Diringer-Seither | Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises
Prof. Dr. Rudolf Stark | Justus-Liebig-Universität Gießen
Das freiwillige muttersprachliche und wohnortnahe Angebot des Gesundheits-Teegartens (Demir, Mewes & Reich, 2015) ist Baustein einer Präventions- und Versorgungskette für psychisch belastete geflüchtete Erwachsene im Rahmen einer kommunalen Gesundheitsstrategie im Lahn-Dill-Kreis in Hessen. Die präventive und unterstützende Maßnahme wird durch Gesundheitsamt, Sozialamt und Gemeindepsychiatrischen Verbund umgesetzt, um die Gesundheit, Teilhabe und Arbeitsfähigkeit der Teilnehmenden zu verbessern bzw. zu erhalten. Vorerfahrungen im Herkunftsland, Bedingungen der Flucht, Lebensumstände im Aufnahmeland, persönliche Krankheitskonzepte, Unkenntnis der deutschen Sprache und fehlende Erfahrungen mit medizinischer und psychosozialer Versorgung erschweren die Bewältigung von psychischen Gesundheitsstörungen.
Speziell qualifizierte Moderatoren führen je zweimal mit einer Woche Abstand mit der Unterstützung von Dolmetschern die psychoedukativen Gesprächsgruppen durch. Zentrale inhaltliche Module sind Vertrauensbildung, Symptomaufklärung, Ressourcen und Selbstfürsorge sowie Behandlungsmöglichkeiten. Dabei werden auch nicht-sprachliche Mittel eingesetzt (Fotos, Legematerial). Die Einladung erfolgt über persönliche Ansprache, unterstützt durch zweisprachige Flyer.
Ziel dieser Evaluationsstudie ist es, die spezifische Wirksamkeit des „Gesundheits-Teegartens“ zu untersuchen. Dazu wurde ein naturalistisches Setting ohne Kontrollgruppe gewählt. Zum Ende der zweiten Sitzungen kommt eine Mitarbeiterin der Studie hinzu und klärt die Gruppenteilnehmer über die Studie auf. Zur Evaluation wurde ein bereits vorhandener Fragebogen (Demir, Reich & Mewes, 2016) adaptiert und um soziodemographische Angaben ergänzt. Ein Fragebogen zur Einschätzung und Rückmeldung seitens der Gruppenleiter und Dolmetscher wird ebenfalls erhoben. Die Datenerhebung ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen, vorläufige Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Gruppenteilnehmer (insgesamt N = 18) die Gruppe nach ihrer Teilnahme als nützlich, angenehm, verstehbar, entlastend und hilfreich einschätzten. Außerdem gaben sie an, dass ihr Wissen über psychische Beschwerden, Möglichkeiten zur Selbsthilfe sowie Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland signifikant zugenommen habe und dass sie sich sicher seien, in Zukunft besser mit Problemen umgehen zu können. Die überwiegende Mehrheit gab an, noch einmal am Gesundheits-Teegarten teilnehmen zu wollen und die Teilnahme anderen Personen weiterzuempfehlen. Es ist zu diskutieren, inwiefern die Ergebnisse durch soziale Erwünschtheit und Dankbarkeit über eine Gesprächsmöglichkeit beeinflusst sind.